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Ein Tag mit Herdenschutzhunden

 

Richtiges Verhalten im Umgang mit den Hunden

 

 

 

«Arbeitende Herdenschutzhunde – einige Verhaltensregeln». Wenn man an einer solchen Tafel vorbeikommt, beschleicht einen schon ein mulmiges Gefühl. Was soll man tun? Umkehren ist eine Option, der Herde möglichst ausweichen eine andere. Aber was, wenn man keine dieser Möglichkeiten hat und der Herde nicht ausweichen kann? Richtiges Verhalten ist hier wichtig! Vor kurzem sah ich in der Zeitschrift «Wandern» ein Inserat von Pro Natura «Sichere Begegnungen mit Herdenschutzhunden». Als privater Anbieter von Wanderungen und Wanderleiter bei den Zürcher Wanderwegen ist es für mich extrem wichtig, mich richtig zu verhalten.

 

Exkursion «Sichere Begegnungen mi Herdenschutzhunden»
Warum braucht es überhaupt Herdenschutz? Patrizio Decurtins von Pro Natura erklärte in einem kurzen Vortrag die Notwendigkeit dieser Hunde, denn seit der Wolf in der Schweiz wieder heimisch ist, sind die Herden ihm oft ungeschützt ausgeliefert. Zu den Herdenschutzhunden informierte uns im Anschluss Fredi Bernet, Fachberater Herdenschutzhunde und Züchter.

 

Was sind Herdenschutzhunde?
Fredi Bernet züchtet die wunderschönen, grossen und kräftigen Hunde aus den Abruzzen. Er bildet sie aus und sie absolvieren im Alter zwischen 15 und 18 Monaten eine Prüfung. Geprüft werden sie auf ihre Führigkeit sowie auf ihr herdentreues und gesellschaftskompatibles Verhalten. Erst mit rund zwei Jahren kann ein Herdenschutzhund nach geeigneter Ausbildung als wirklich einsatzbereit bezeichnet werden.

 

Ab zu den Hunden!
Dann ging es ans Praktische! Nach einer Fahrt durch das wunderschöne Chrauchtal erreichten wir den Ausgangspunkt unserer Wanderung auf die Alp Saumen von Fredi Bernet. Hier weiden ca. 480 Schafe, beschützt von sechs Hunden. Anfangs moderat, dann aber ziemlich steil ging es bergwärts.
Nach kurzer Zeit kamen die Schafe in Sicht – und die Hunde! Fredi erklärte uns vorab natürlich schon die richtigen Verhaltensmassnahmen: Ruhig stehen bleiben, Hände in die Taschen und den Hunden Zeit geben, die Situation richtig einzuschätzen. Auf keinen Fall die Hunde anschreien, oder mit Händen und Wanderstöcken herumfuchteln. Biker müssen immer absteigen. Eigene Hunde dürfen sich auf keinen Fall einer Herde mit Schutzhunden nähern, denn das wird böse enden. In der Sicherheit von Fredis Anwesenheit begegneten wir den Hunden hautnah. Sie beschnupperten uns, waren aber in keiner Weise aggressiv. Auf der Alp machten wir Rast. Die Hunde waren unsere ständigen Begleiter und auch auf dem Rastplatz durften wir in nahen Kontakt mit ihnen kommen und auch streicheln. Das sollte uns aber nicht täuschen, erklärt Fredi, denn auf der Weide bei der Herde verhalten sich die Hunde so, wie es ihre Aufgabe ist, nämlich das Schützen der Herde. Ein kurzer Befehl von ihm reichte aus und die Hunde verliessen den Rastplatz und waren wieder bei den Schafen. Nur eine junge Hündin, sie ist 14 Monate alt und noch in der Ausbildung, fand es vermutlich schöner bei uns. Mit sehr klaren Worten und Gesten befahl Fredi der Hündin, ihre Arbeit wieder aufzunehmen und mit gesenktem Kopf schlich sie davon – ein Bild zum Schmunzeln, und ja, auch Hunde müssen in die Schule!

 

Alleine bei den Hunden
«Wollt ihr jetzt alleine zu der Herde und den Hunden gehen?» fragte Fredi. Mit gemischten Gefühlen und sehr gespannt machten wir uns auf den Weg zu den Schafen. Auf dieser Strecke wurden wir hoch über uns von einem der Hunde begleitet, der immer wieder stehen blieb und uns auf Distanz beobachtete, sich aber ruhig verhielt. Erst als wir uns der Hauptherde näherten, standen uns plötzlich drei weitere Hunde im Weg. Wir verhielten uns genau so, wie uns Fredi das beigebracht hat, blieben stehen und liessen den Hunden Zeit, uns zu beschnuppern. Nachdem sie festgestellt hatten, dass wir keine Gefahr waren, begleiteten sie uns bis wir die Herde verliessen und zur wartenden Gruppe zurück kehrten. «Kann es sein, dass uns die Hunde kennen, wir haben sie ja schon gestreichelt?» fragten wir. Nein, antwortete Fredi, hier machen sie ihre Arbeit und wenn man sich gut und richtig verhält, dann sind sie auch keine Gefahr, aber sie bewachen ihre Herde.

 

Begegnungen mit Herdenschutzhunden kann man mit einer guten Planung ausweichen. Die Organisation Herdenschutzverein Schweiz empfiehlt vor einer Wanderung im Internet die Einsatzorte von Schutzhunden zu klären (z.B. auf www.herdenschutzschweiz.ch, www.schweizmobil.ch oder www.schweizer-wanderwege.ch)

 

Für uns war es auf jedem Fall ein sehr interessanter und lehrreicher Tag und wir werden den Herdenschutzhunden mit viel Respekt, aber ohne Angst begegnen.


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